Dr. Knöppel: „Wir gehen transparent mit den Finanzen in der Öffentlichkeit um“

Angesichts der aktuellen öffentlichen Diskussion um die Kirchenfinanzierung betonte Vizepräsident Dr. Volker Knöppel heute bei der Vorlage des Finanzberichtes vor der Landessynode, dass die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck transparent mit ihren Finanzen in Gremien und der Öffentlichkeit umgehe. Die Kontrolle der kirchlichen Finanzen finde in der Landessynode und im Finanzausschuss statt. In dieser Herbsttagung werde zudem mit dem ersten doppisch aufgestellten Doppelhaushalt 2014 / 2015 eine „neue Ära“ eingeläutet. Mit der Vorlage der ersten Eröffnungsbilanz nach doppischen Gesichtspunkten auf der nächsten Frühjahrsynode könne man einen weiteren konsequenten Schritt der Transparenz gehen. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck habe es „als mittelgroße Landeskirche immer ausgezeichnet, dass wir nie im Überfluss gelebt haben. Wir hatten stets eine verlässliche Finanzplanung, wir waren ausgabebewusst und sparsam.“

Entwicklung der Kirchensteuereinnahmen

Dr. Knöppel berichtete, die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck liege mit einem Pro-Kopf-Kirchensteueraufkommen von 163,04 Euro im Jahr 2012 im Vergleich der 22 EKD-Kirchen auf dem 14. Platz. Insgesamt ergebe sich in 2012 ein Anstieg der Kirchensteuereinnahmen um 5,62 % gegenüber 2011, ohne Berücksichtigung der Rückzahlungsverpflichtung im EKD-weiten Clearingverfahren. Für 2013 sei nach Abzug des Clearings mit einer 2%igen Steigerung gegenüber dem Vorjahr zu rechnen. Diese positive Entwicklung führte Knöppel auf die Konjunktur und gute Beschäftigungslage zurück. Mittelfristig müsse man aber damit rechnen, dass aufgrund der demografischen Entwicklung die Kirchensteuereinnahmen zurückgehen werden. Er dankte allen Gemeindegliedern für die Entrichtung der Kirchensteuer und machte deutlich, dass die vielfältige Arbeit der Landeskirche erst durch diesen Solidarbeitrag möglich werde.

Strukturentwicklung der Landeskirche bis 2026

Die Kirchensteuern in der EKD seien derzeit zwar mit denen der Mitte der 90er Jahre vergleichbar, doch man könne sich damit etwa ein Drittel weniger leisten, berichtete der Vizepräsident. Die Ausgaben seien daher den Einnahmen anzupassen. Bereits auf der Frühjahrstagung habe die Landessynode beschlossen, bis zum Jahr 2026 eine 25%ige Kürzung des Gesamthaushaltes vorzunehmen. Der vorgelegte Entwurf des Doppelhaushaltes 2014 / 2015 gehe von der bisherigen linearen Kürzungsvorgabe von 2 % aus. Die von der Synode eingesetzten Ausschüsse erarbeiteten aber zurzeit konkrete Vorschläge, die dann bei der weitergehenden Finanzplanung und bei der Aufstellung des nächsten Doppelhaushaltes 2016 / 2017 berücksichtigt würden. Dr. Knöppel betonte, durch die demografische Entwicklung im Allgemeinen und die Strukturentwicklung im ländlichen Raum im Besonderen ergäben sich für die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck Herausforderungen, bei denen „ein ganzheitliches Denken und Handeln“ mehr denn je gefragt sei. Neue Organisations- und Arbeitsformen würden in den Kirchenkreisen erprobt, was u. a. zur Zusammenlegung von Kirchenkreisämtern und zu Kirchenkreisfusionen führe. Dr. Knöppel ermutigte die Synodalen, bis Ende 2015 weiterhin auf freiwilliger Basis notwendige Strukturveränderungen vor Ort anzugehen und konsensfähige Lösungen zu entwickeln.

Aufwendungen für Personal

Im laufenden Haushaltsjahr entfallen über 70 % der landeskirchlichen Ausgaben auf die Personal- und Versorgungsaufwendungen. Derzeit stehen 1.085 Frauen und Männer als Pfarrerinnen und Pfarrer und als Kirchenbeamtinnen und -beamte im Dienst der Landeskirche. Dazu kommen 10.219 privatrechtlich Beschäftigte, die auf der Ebene der Kirchengemeinden und der von ihnen gebildeten Verbände, der Kirchenkreise und der Landeskirche direkt arbeiten. Dr. Knöppel machte deutlich, dass alle Beschäftigten ein „besonders wertvolles Gut“ seien. „Sie geben der Kirche ein Gesicht,“ so Dr. Knöppel wörtlich. Gerade in Zeiten tiefgreifender Veränderungen sei es unverzichtbar, mit den Beschäftigten sorgsam umzugehen und darauf zu achten, dass Kirche als Arbeitgeber weiterhin attraktiv, konkurrenzfähig und verlässlich bleibe. Dafür stehe auch das Versorgungssystem der Landeskirche, das auf zwei Säulen ruhe. Bei der Evangelischen Ruhegehaltskasse in Darmstadt (ERK) zahle die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck Umlagen und Beiträge für die Absicherung eines Drittels der Pensionsverpflichtungen ein. Langfristig strebe sie hier eine hundertprozentige Absicherung der Beihilfeverpflichtungen an. Die zweite Säule sei die Kirchliche Pensionskasse VVaG in Berlin (VERKA), bei der langfristig eine hundertprozentige Kapitalabdeckung für zwei Drittel der Versorgungsbezüge erreicht werden solle.

Geldanlagen und Vermögen

Dr. Knöppel berichtete, dass von der Finanzkrise und dem zunehmend sinkenden Zinsniveau auch die Anlagen der Landeskirche betroffen seien; dies berühre aber kaum den laufenden Haushalt. Es gelte auch weiterhin, sichere, ertragbringende und nachhaltige Anlageformen zu wählen. Er stellte in Aussicht, dass die Synode bei der Vorstellung der ersten doppischen Eröffnungsbilanz in der Frühjahrssynode 2014 einen detaillierten Überblick über das Gesamtvermögen der Landeskirche erhalten werde.

Kirchenfinanzen in der öffentlichen Diskussion: Ablösung der Staatsleistungen

Im Blick auf die Frage einer möglichen Ablösung der Staatsleistungen verwies Dr. Knöppel auf den eindeutigen Ablösungsauftrag der Weimarer Verfassung und des Grundgesetzes, der sich an die Bundesrepublik Deutschland richte. Die Initiative müsse also vom Staat ausgehen. Die Kirchen seien grundsätzlich verhandlungsbereit. Allerdings machte der Vizepräsident deutlich, dass eine Aufhebung der bisherigen Staatsleistungen ohne eine entsprechende Entschädigung nicht möglich sei. „Voraussetzung einer Ablösung ist die volle Leistungsäquivalenz!“ so Dr. Knöppel wörtlich.

Während der Landessynode ist die Sprecherin der Landeskirche, Pfarrerin Petra Schwermann, wie folgt zu erreichen: Tel. 05671/881-200, Mobil 0172 5356819

Text: Pfarrerin Petra Schwermann (Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, Pressesprecherin der Landeskirche), Bild: medio.tv/Schauderna