„#beziehungsweise – jüdisch und christlich: näher als du denkst“ – Chanukka | Weihnachten

Wundervoll: Chanukka beziehungsweise Weihnachten

Wenn die Tage kürzer werden und die Nächte länger, spüren wir, wie uns das Licht der Kerzen guttut. Interessanterweise haben Judentum und Christentum für die Zeit zum Herbstende und Winteranfang Lichterfeste entwickelt: Chanukka und Advent/Weihnachten.

Das hebräische Wort „Chanukka“ bedeutet „Weihe“ oder „Einweihung“. Das jüdische Chanukkafest bezieht sich zurück auf das Jahr 165 v.Chr. als der Tempel in Jerusalem wieder eingeweiht wurde. Im Zuge der damaligen Fremdherrschaft über Judäa wurde davor versucht, die jüdische Kultur gewaltsam der sie umgebenden griechischen Lebensweise anzupassen. Als sogar der Tempel dem griechischen Gott Zeus gewidmet werden sollte, kam es zu einem erbitterten Aufstand der Makkabäer, die für die Rückgewinnung der jüdischen religiösen Traditionen und zugleich für die Autonomie der Provinz Judäa von der hellenistischen Fremdherrschaft kämpften. Nach ihrem Sieg sollte der entweihte Tempel wieder für die ursprünglichen jüdischen Feiern und Opfer geweiht werden. Die Einweihungsfeier dauerte acht Tage und dabei geschah nach der Überlieferung folgendes Wunder: Das nur für einen Tag genügende Öl reichte wunderbarerweise für alle acht Tage aus, um die Tempelleuchter zu entzünden. Daraus entwickelte sich im Judentum das Chanukka-Fest. An acht Tagen wird am Chanukka-Leuchter jeweils eine Kerze mehr angezündet, bis am Ende der ganze Leuchter erstrahlt. Das bekannte Lied „Maos Zur“ wird gesungen, das an wundersame göttliche Befreiungen des jüdischen Volkes aus Not und Unterdrückungen erinnert.

In der vierwöchigen Adventszeit wird in der christlichen Tradition von Sonntag zu Sonntag jeweils eine weitere Kerze am Adventskranz entzündet. Sie sollen auf das große Weihnachtsfest vorbereiten, an dem die Christenheit die Geburt Jesu feiert. Mitten in dem Auf und Ab des Lebens, mitten in Not und Krankheiten, in Erfahrungen von Unterdrückung und Belastungen sendet Gott nach christlichem Glauben seinen Sohn in diese Welt, die so ist, wie sie ist. In Jesus erfahren Christinnen und Christen Gottes Nähe und Gegenwart. Das Leben gerät in ein neues Licht, es kann fortan gelebt werden in der Hoffnung auf Gottes Begleitung und Hilfe auch durch Krisen und Konflikte hindurch. Licht ist ein zentrales Motiv von Weihnachten: die Hirten sehen ein großes Licht auf den Hirtenfeldern in Bethlehem, die Weisen aus dem Morgenland sehen einen glänzenden Stern, der sie zum neugeborenen Kind im Stall von Bethlehem führt.

Judentum und Christentum sind verbunden in dem Brauch, in einem bestimmten Zeitraum, Kerzen in wachsender Zahl zu entzünden. Auf diese Weise wird ein Raum der Erwartung geschaffen. Verbunden mit den Geschichten zu Chanukka und zu Weihnachten stärken diese Feste Hoffnung: Es kann geschehen! Selbst in dunklen Nächten und in Erfahrungen von Bedrängung und Unterdrückung kann eine Wende zum Guten eintreten! Licht kann in unsere Dunkelheiten hineinscheinen und sie erhellen. So werden diese Feste zu Feiern der Hoffnung, die immer neu entzündet wird!

Chanukka und Weihnachten bei uns:

Dass die Lichterfeste Juden und Christen verbinden, sollten wir im Bewusstsein haben, wenn in der Advents- und Weihnachtszeit die Dekorationen in unseren Straßen, Fußgängerzonen und Einkaufsmeilen allein das christliche Fest zum Thema haben. Es wäre sehr angebracht, wenn in Schaufenstern und in den Musikprogrammen in Radio und Fernsehen nicht nur christliche Advents- und Weihnachtsmusik erschallt – so schön wie das auch ist -, sondern auch Chanukkalieder, jüdische Musik und entsprechende Dekoration aufgenommen würden. Auch so könnten wir unsere Verbundenheit mit dem Judentum deutlicher zum Ausdruck bringen.

Inzwischen werden in Zusammenarbeit mit jüdischen Gemeinden und den Spitzen kommunaler Verwaltungen auch öffentlich an Plätzen oder vor den Rathäusern in der Chanukkazeit Chanukkaleuchter entzündet. Solche Aktionen gab es bisher in Berlin, Hannover, Düsseldorf, Bonn, München, Frankfurt a.M., Bochum, Freiburg, Bad Nauheim, Magdeburg und Hamburg. Auch dies ist ein schönes Projekt, das Kirchengemeinden, die Kontakte zu jüdischen Gemeinden haben, für ihre Kommune vorschlagen können.

Hier finden Sie einen Link zu einem kleinen Film über Chanukka, der anlässlich der Renovierung und Wiedereröffnung der Alten Synagoge in Münzenberg vom Evangelischen Dekanat Wetterau hergestellt wurde:

Zu guter Letzt: „Im Jahr 2015 haben rund 150 Schüler der Hamburger Joseph-Carlebach-Schule aus ca. 30.000 Lego-Steinen einen 5,82 Meter hohen Chanukka-Leuchter gebaut. Mit ihrer Leistung übertrumpften sie sogar den Rekord einer New Yorker Schule. Nach genauer Planung hatten die Schüler aller Klassenstufen in drei Stunden guter Teamarbeit den Leuchter zusammengebaut, bis die Leiter nicht mehr ausreichte und ein farbenfroher, fast sechs Meter hoher Chanukka-Leuchter errichtet war. Bei genauer Betrachtung erkannte man, dass die Schüler sogar Flaggen verschiedener Länder in den Turm eingearbeitet hatten. Der Leuchter war in der Aula der Schule aufgestellt, wo während des Chanukka-Festes jeden Tag eine weitere Kerze entzündet wurde.“ (https://www.hamburg.de/strassenfest/4146760/chanukka/)

heute möchte ich erneut an die Ihnen bekannte Plakat-Aktion „#beziehungsweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst“ erinnern. Eine Aktion, dieversucht, die engen Beziehungen zwischen dem Judentum und dem Christentum auf prägnante Weise zum Ausdruck zu bringen. Das Plakat für den Monat November hat als Thema:

Wenn Sie in Ihrer Gemeinde die Aktion für weitere Veranstaltungen nutzen möchten oder auf der Suche nach Materialien zum jüdisch-christlichen Dialog sind, dann berät Sie gerne  Pfr. Friedhelm Pieper. Er ist zwar zum 1. August in den Ruhestand getreten, ist aber im Rahmen eines mit ihm geschlossenen Honorarvertrages für die Plakataktion #beziehungsweise bis zu deren Ende im Januar 2022 ansprechbar. Sie erreichen ihn über Frau Olbermann, die Ihnen bei Bedarf auch weitere Plakate zuschicken kann (olbermann@zentrum-oekumene.de).

Mit freundlichen Grüßen auch von Pfr. Friedhelm Pieper

Ihr Detlev Knoche

OKR Detlev Knoche
Leiter
Zentrum Oekumene der
Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
Praunheimer Landstr. 206
60488 Frankfurt am Main
Tel. +49 (0)69 976518-13
Fax. +49 (0)69 976518-19
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