Plakataktion „#beziehungsweise – jüdisch und christlich: näher als du denkst“ – Schabbat | Sonntag

Die Plakat-Aktion #beziehungsweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst versucht auch weiterhin, die engen Beziehungen zwischen dem Judentum und dem Christentum zum Ausdruck zu bringen.

Das Plakat für den Monat Juli hat als Thema:

Schabbat beziehungsweise Sonntag

Was verbindet den jüdischen Feiertag „Schabbat“ mit dem christlichen „Sonntag“?

Die Sieben-Tage-Woche mit sechs Werktagen und einem Ruhetag ist ein großartiges Geschenk des Judentums an alle, die sich diese Wohltat gefallen lassen. Es tut gut, an einem Tag in der Woche alles Arbeiten und alle Beschäftigung zu unterbrechen. Im Judentum ist der Ruhetag der siebente Tag der Woche, er heißt „Schabbat“. Seine Grundlage findet sich im Gebot in der Bibel: „Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Schabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun“ (2. Mose 20, 9.10). Der Name „Schabbat“ kommt von dem Verb „schabbat“: aufhören, stoppen, unterbrechen.

Wie jeder Tag, beginnt auch der Schabbat im Judentum am Vorabend nach dem Sonnenuntergang. Es werden zuvor zwei Kerzen angezündet und der Segensspruch zu den Schabbatkerzen gesprochen. Man kann zu den Gottesdiensten in die Synagoge gehen, man feiert den Abend und den folgenden Tag als Festtag mit gutem Essen und gutem Wein, hat Zeit für sich und die Familie, hat Zeit für Gott. Den Alltag unterbrechen! Das allgemeine Funktionieren anhalten. Zeit haben zum Nachdenken: Wo stehe ich? Wie geht es mir? Wohin gehe ich?

In der Synagoge gibt es ein Begrüßungsritual für den Schabbat: Die Betenden drehen sich um zur Eingangstür und begrüßen so auf symbolische Weise den Kopf neigend und singend den eintretenden Schabbat. Natürlich kommt da niemand herein, aber das Ritual hat einen ganz tiefen Sinn. So ist es ja mit dem Ruhetag: man muss ihn eintreten lassen in unseren geschäftigen Alltag. Man muss ihm Raum geben. Von allein tritt er nicht ein. Nur wer den Ruhetag bei sich einkehren lässt, wird seine Wohltat erfahren können.

Jesus und seine Anhängerinnen und Anhänger sowie die frühe Kirche lebten mit diesem Rhythmus: sechs Werktage und der Ruhetag am siebenten Tag der Woche. Dazu begannen die frühen Christinnen und Christen, sich auch am Morgen des ersten Tages der Woche zu versammeln, um an diesem Tag, dem Tag der Auferstehung Jesu, Gottesdienste zu feiern. Im römischen Reich war der erste Tag der Woche der „Tag der Sonne“ (dies solis), dem römischen Sonnengott geweiht. Unter Kaiser Konstantin wurde der „Sonnen-Tag“ per Gesetz zum arbeitsfreien Feiertag. Auf dieser Grundlage entwickelte sich dann der christliche Sonntag zum Ruhetag.

Die Grundidee des Schabbat aber blieb auch für die Gestaltung des christlichen Sonntags erhalten. Die biblischen Gebote für den Schabbat wurden auf den Sonntag übertragen: nicht arbeiten, Zeit haben für sich und die Familie, Zeit haben für Gott. Gottesdienste feiern, ein Sonntagsmahl genießen, Familienbesuche, Freizeit haben. Bei der Fülle unserer heutigen Möglichkeiten, Freizeit zu gestalten, muss man sich allerdings fragen, ob dieses neue Beschäftigt-Sein noch das Aufatmen ermöglicht, für das uns der Ruhetag doch geschenkt wurde. Nur wer den Ruhetag bei sich einkehren lässt, wird seine Wohltat erfahren können.

Auf ein interessantes Angebot der Jüdischen Gemeinde in Wiesbaden wollen wir hinweisen. Durch die Beschränkungen zur Eindämmung der Virus-Pandemie haben wir alle ja auch vermehrt die Möglichkeiten zur Teilnahme an digitalen Angeboten entdeckt, zu denen wir uns aufgrund der weiten Wege sonst nicht aufgemacht hätten. Das „Jüdische Lehrhaus“ in Wiesbaden möchte mit seinen „Veranstaltungen den durch Unwissen über Juden existierenden Vorurteilen und Stereotypen entgegentreten“. So bietet das „Jüdische Lehrhaus“ interessante digitale Veranstaltungen zum Kennenlernen von Geschichte und Gegenwart des Judentums an: Filme, Vorträge, Online-Rundgänge, Online-Ausstellungen, Seminare und Kurse. Die Broschüre, die auch Veranstaltungen vor Ort enthält, finden Sie im Internet unter: https://www.jg-wi.de/wp-content/uploads/broschuere.pdf. Schauen Sie da doch mal hinein. Vielleicht ist da auch die eine oder andere Veranstaltung dabei, die Sie interessieren könnte.

Ansprechbar für die Plakataktion: Pfr. Friedhelm Pieper. Sie erreichen ihn über Frau Olbermann, die Ihnen bei Bedarf auch weitere Plakate zuschicken kann (olbermann@zentrum-oekumene.de).

Zentrum Oekumene der
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