Post aus Brasilien

Hans Alfred Trein gratuliert zum Gewinn der Weltmeisterschaft 2014:

Liebe Freunde und Freundinnen,

Glückwunsch zum 4. Weltmeister im Fussball. Wohlverdient und auch hierzulande anerkannt aufgrund von Disziplin und wenigstens 10jähriger Aufbauarbeit. Ich erinnere mich noch sehr wohl an die intensive Selbstkritik am deutschen Fussball nach der WM 2002 und der Niederlage gegen Brasilien im Finale. Das angeschlagene Motto damals: den deutschen Fussball von Grund auf erneuern. Die jetzige Meisterschaft ist nun das erfreuliche Ergebnis davon, und ich denke, dass Deutschland auch noch bei den nächsten zwei WMs an der Spitze des Weltfussballs bleiben wird.

Ganz anders hier. Die Niederlage ist nicht schlimm. Es schmerzt im Moment, aber es vergeht. Schlimm ist der Tenor in unseren Medien. Mit seltenen Ausnahmen merkt man nichts von einer anständigen Analyse. Erst wurden Helden geschaffen (Neymar und der Trainer – Familie Scolari, der ja 2002 den Sieg nach Hause gebracht hat), der 6. WMSieg wurde praktisch vorweggenommen, und als diese angegebenen Helden nicht so funktionierten wie es die Medien vorhersagten, wurden sie zu Nichtsnutzen degradiert und in Grund und Boden verdammt. Es werden schon Schreie nach neuen Helden laut. Traurig zuzusehen, weil daraus wieder keine anständigen Wendungen entstehen werden, wenn das so weiter geht. Dieselbe Meinungsmache war im Vorfeld völlig negativ im Bezug auf die Organisation und Durchführung der WM (u.a. auch aus parteipolitischen Gründen im Dienste derselben, die unsere Präsidentin im Stadion ausbuhten und beschimpften) in die Öffentlichkeit posaunt worden. Da hat es mich auch gefreut, dass alles so gut geklappt hat, und dass dieses auch seitens der internationalen Gäste anerkannt wurde. Die midiatischen Propheten, die keine Verantwortungen übernehmen und doch immer alles besser wissen, mussten zugeben, dass sie sich geirrt hatten.

Ich habe mich ganz besonders über die Anerkennung der Deutschen Mannschaft als Sympatisch, Zugänglich, Kommunikativ und Locker gefreut. Ich glaube das Klischee von kalten, disziplinierten, Schematikern, Kakulisten und Planungsfreaks hat sich hierzulande etwas verändert. Joachim Löw hat ja am Feldrand kaum mal eine Miene verzogen. Umso erstaunt waren viele: Guck mal, sie feiern ja ganz ausgelassen! Ihre Zugaben ausserhalb des Fussballfelds, ihr Interesse an den lokalen Gegebenheiten und sogar ihr Besuch bei den Pataxó Indianern haben deutlich zu dieser Anerkennung beigetragen.

Es ist nur  ein Spiel! Es ist eben nicht nur ein Spiel! Es ist eine hervorragende Gelegenheit zum Treff der Welt.

Abraços,
Hans Alfred Trein